Italien Rundschau - Zeitschrift für italienische Philatelie und Postgeschichte

Italien Rundschau Heft 76 Januar 2015

Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft Italien im BDPH e.V.

Titelseite der Italien Rundschau Heft 76 Januar 2015

Italien Rundschau Heft 76 Januar 2015

Arbeitsgemeinschaft Italien im BDPh e.V.; Münster, 2015

Schlagworte: Arge Italien im BDPh e.V.

Artikel/Beiträge

Norbert Wöstmann Brief nach Montenegro
Schlagworte: Montenegro Otto Bickel San Marino

Norbert Wöstmann Cesena Brief
Schlagworte: San Marino

Dieter Kerkhoff Conde d'Eu Italienischer Kolonistenbrief nach Italien
Schlagworte: Brasilien

Dieter Kerkhoff Ein alter Brief aus Italien nach Brasilien
Schlagworte: Brasilien Österreich

Heinz Findeiss Ein besonderer Brief via L.A.T.I. aus Mexico
Schlagworte: Flugpost / Luftpost L.A.T.I. Mexiko

Stephan Jürgens Expo zur Eröffnung des Sempione 1906 Nachtrag zur Ausstellungsganzsache
Schlagworte: Ganzsachen Sonderstempel / Gelegenheitsstempel Weltausstellungen / Internationale Ausstellungen

Ketty Borgono Tipi di varietà / Abarten
Schlagworte: Abarten / Varianten

Paolo GuglielminettiPoststempel im Königreich Italien - Ortsdatumstempel und Entwertungsstempel
Schlagworte: Stempel

Rezension aus Italien Rundschau Heft 76 Januar 2015

Lorenzo CARRA  & Gianni und Diego CARRARO: 1866, La terza guerra d'indipendenza, La posta militare italiana

Associazione Italiana Collezionisti Posta Militare e Storia Postale; Rimini, 2014

Der 3. Italienische Unabhängigkeitskrieg gegen Österreich des Jahres 1866 - der zeitgleich mit dem Deutsch-Österreichischen Krieg stattfand - findet unter den postgeschichtlich interessierten Sammlern in Italien und darüber hinaus große Beachtung. Entsprechend umfangreich ist die das Thema betreffende Literatur, neben einigen Büchern gibt es zahlreiche Zeitschriftenartikel und einige Vorträge. Auch in unserer Zeitschrift erschienen einige Artikel über die kriegsbedingte Postumleitung über die Schweiz von Briefen aus Italien nach Österreich. Das vorliegende Buch behandelt in umfassender Weise einen ganz speziellen Aspekt, nämlich die italienische Feldpost.

Das Buch besteht aus zwei ganz unterschiedlichen Teilen, einem beschreibenden und einem Katalogteil. Der erste Teil (164 Seiten) beginnt mit einer knapp gefassten Chronologie der politischen und militärischen Ereignisse des Jahres 1866, beginnend mit dem Abschluss des Geheimvertrages zwischen Italien und Preußen am 9. April, über die militärischen Aktionen der Monate Juni und Juli bis zum Waffenstillstand von Cormons am 12. August und dem Wiener Friedensvertrag vom 4. Oktober 1866 und den Daten für den Abzug der österreichischen Truppen aus den nicht von den Italienern im Kriegsverlauf besetzten Gebieten, insbesondere den Festungen. Im Ergebnis des Krieges erhält Italien das bisher zu Österreich gehörende Königreich Venetien einschließlich des östlichen Teils der Lombardei. Anschließend werden die Kriegsereignisse beschrieben, und zwar im Wesentlichen durch die Wiedergabe von Briefinhalten. Die entsprechenden Briefe werden vollständig abgebildet. Ergänzt werden sie durch die Reproduktion zahlreicher zeitgenössischer Dokumente und Illustrationen. Anschließend werden in gleicher Weise einige spezielle Themen wie das Sanitätswesen, die Desinfektion, Kriegsgefangene, Spionage und Gegenspionage, der Streit zwischen Generälen behandelt. Daran schließt sich als ein Kernstück des Buches eine detaillierte Darstellung der Organisation der italienischen Feldpost und der von ihr verwendeten Stempel an. Besonders wertvoll ist die Reproduktion aller dazu gehörenden Dokumente. Mit großem Fleiß hat einer der Autoren (L.C.) die italienischen Archive durchforstet, insbesondere das zentrale Staatsarchiv. Das erspart den Nutzern des Buches ein eigenes zeitaufwendiges Archivstudium.

Es folgt der umfangreiche Katalogteil. Dabei werden zwei Phasen unterschieden: Bis zum Waffenstillstand von Cormons und danach bis zur Demobilisierung. Jedem Feldpostamt ist eine einheitlich gestaltete Doppelseite gewidmet. Es beginnt mit einer kurzen Beschreibung des Feldpostamtes und der Abbildung der jeweiligen beiden Stempel, des auf dem Brief abzuschlagenden Zweikreisstempels und des zur Entwertung der Briefmarken dienenden Punkt-Nummernstempels mit der arabischen Zahl für das jeweilige Feldpostamt. Anschließend werden die Zahl der bekannten Belege und der belegbare Verwendungszeitraum angegeben. Es schließt sich eine Analyse der Belege an - Briefe mit Marke, gebührenfreie Briefe, Verwendung der Stempel bei Ankunft oder im Transit, Briefe mit Nachgebühr, sowie eine chronologische Auflistung. Auf der zweiten Seite sind jeweils ein oder zwei Belege in hervorragender Qualität abgebildet. Mit Stand April 2014 sind insgesamt 680 Belege erfasst. Von den meisten Feldpostämtern sind es weniger als 10, von einigen aber auch einige Dutzend.

Das Werk besticht generell durch seine hohe drucktechnische Qualität. Insgesamt kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass mit ihm ein Referenzwerk zu diesem speziellen Gebiet der italienischen Postgeschichte vorliegt, das gewiss einige Jahrzehnte Bestand haben wird.

Abschließend noch eine Bemerkung: Die Mitglieder der AICPM erhalten das Buch als kostenlose Jahresgabe, damit hat sich der Jahresbeitrag schon fast bezahlt gemacht.

Autor: Dr. Jürgen Glietsch

FILANCI, Franco: IL NOVELLARIO - Enciclatalogo della Poste in Italia - Volume II - Una posta belle époque 1889 - 1921

C.I.F. - Commercianti Italiani Filatelici srl /Unificato; Milano, 2014

Etwa vor einem Jahr habe ich eine Rezension über den ersten Band dieser Buchreihe geschrieben (s. Heft 73 unserer "Italien-Rundschau). Am Schluss schrieb ich: "Diesem ersten Band sollen in den kommenden Jahren noch vier weitere folgen, der nächste im Frühjahr 2014. Ich werde sie mir auf jeden Fall kaufen." Nun liegt der Band II vor mir.

Zum besseren Verständnis will ich nochmals aus der vorjährigen Rezension zitieren: "Der Ansatz, den der bekannte und äußerst produktive italienische philatelistische Autor, Postgeschichtler und Graphiker Franco Filanci mit diesem seinem neuesten Werk verfolgt, findet seinen Ausdruck in dem Kunstwort "Enciclatalogo" im zweiten Teil des Titels - eine Synthese aus Enzyklopädie und Katalog. … Das Buch besticht durch eine Vielzahl farblich hervorragender Abbildungen. Nicht nur das behandelte philatelistische Material einschließlich zahlreicher Stempelabschläge ist abgebildet. Viele Abbildungen beleuchten auch das postalische und historische Umfeld."

Gegenüber dem ersten ist dieser zweite Band wesentlich umfangreicher (240 statt 144 Seiten). Für den gewählten Zeitabschnitt ist vor allem ein künstlerischer Aspekt maßgebend - die "belle époque". Das Buch ist streng chronologisch gegliedert. Über jedem Kapitel steht ein Datum, im Ausnahmefall ein Zeitabschnitt. Schwerpunkt sind natürlich die mit diesem Datum verbundenen neuen Postwertzeichen, wobei Briefmarken und Ganzsachen als völlig gleichberechtigt betrachtet werden. Auch Besonderheiten z.B. bei ihrer Verwendung werden aufgeführt und bewertet. Einleitend werden jeweils die amtlichen Grundlagen für die Herausgabe neuer Postwertzeichen angeführt. Dabei beschränkt sich der Autor nicht auf das italienische Mutterland. Die Ausgaben für die Auslandspostämter und Kolonien finden gleichermaßen Berücksichtigung.

Aber auch viele andere Aspekte werden behandelt. So ist unter dem Datum "1. August 1889" ausführlich erläutert, was sich mit dem neuen Postgesetz und dem dazugehörigen Reglement bei der italienischen Post alles geändert hat. Ebenso werden in gesonderten Kapiteln die Auswirkungen der in dem behandelten Zeitraum stattgefundenen Kongresse des Weltpostvereins dargestellt. Und unter dem "Mai 1911" wird beschrieben, dass während der Ausstellung zum 50 Jahrestag der Einheit Italiens erstmals in Mailand eine Briefbeförderung mit Rohrpost stattfand.

Aus der Zeit des 1. Weltkrieges sind sowohl die gebührenfreien Feldpostkarten als auch die Propagandakarten katalogisiert, aus der Zeit danach die Reklamezudrucke bei den Ganzsachen-Postkarten.

Natürlich ist es nicht möglich, auf 240 Seiten alle Aspekte des italienischen Postwesens im Zeitraum von reichlich 30 Jahren gleichermaßen tiefgründig zu bearbeiten. Dieser kleine Mangel wird aber dadurch ausgeglichen, dass an zahlreiche Kapitel eine Bibliographie angefügt ist.

Ich denke, dass ich in einem Jahr über Band III dieses "Enciclatalogo" berichten werde.

Autor: Dr. Jürgen Glietsch